Zum Hauptinhalt springen
Damen 1 

10 Jahre Rückblick: So hat sich der Legionärinnen-Anteil in den 2010ern entwickelt – Statistik im Fokus.

Unlängst wurde eine Meldung in diversen Medien veröffentlicht, dass der Anteil an in Österreich lebenden Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft mittlerweile bei ca. 20% liegt. Doch wie sieht es in der heimischen Damentischtennisszene aus? Wir haben uns die Entwicklung des Legionärinnenanteils über einen 10-Jahres-Zeitraum in der 1. Damen-Bundesliga etwas genauer angesehen.

Erstellt von Tobias Neuhold
Bis auf zwei Ausreißer hält sich der Anteil an Legionärinnen in der 1. Damen-Bundesliga bei ca. 50% - und das schon seit der Saison 2010/11. Copyright: Tobias Neuhold

Grunddurchgang, gewertete Einzelrangliste, Staatszugehörigkeit

Für eine geeignete Analyse mussten mehrere Faktoren berücksichtigt und verschiedene Parameter definiert werden. Die in der Unterüberschrift aufgezählten Punkte sind die entscheidenden: Nämlich wurde ausschließlich der Grunddurchgang und hierbei nur alle gewerteten Spielerinnen der Einzelrangliste, also jene mit zumindest der Hälfte an absolvierten Spielen, betrachtet. Dann wurde die Anzahl an Spielerinnen nicht-österreichischer Staatszugehörigkeit festgestellt und diese durch die Gesamtzahl an Spielerinnen des jeweiligen betrachteten Jahres dividiert. Das berechnete Verhältnis wurde dann nur mehr mit 100 multipliziert, um anschaulichere Prozentzahlen zu erhalten. So viel zur einfachen Berechnung. Das Ganze wurde für 10 Saisonen durchgeführt, nämlich ab 2010/11 und bis 2019/20.

Damen-Bundesligen leben von Legionärinnen

Dass in den österreichischen Tischtennis-Bundesligen vor allem bei den Damen der Anteil an Legionärinnen ein hoher ist, dürfte wohl unter Tischtennisfans weitgehend bekannt gewesen sein. Wie hoch er tatsächlich ist und wie sich dieser über Jahre hinweg entwickelt hat, wussten jedoch vermutlich die wenigsten. Kurz zusammengefasst hat die Analyse ergeben, dass sich, zwei Ausreißer in die eine und in die andere Richtung ausgenommen, der Anteil an Legionärinnen in der 1. Damen-Bundesliga stetig bei ca. 50% befindet. Es ist keine eindeutige Tendenz im betrachteten 10-Jahres-Zeitraum in eine gewisse Richtung zu erkennen. Viel mehr kommt die Frage auf, wie die prägnanten Ausreißer in den Saisonen 2013/14 (65,38%) und 2016/17 (34,62%) zustande kommen konnten. Im ersten Fall liegt die Antwort auf der Hand, schaut man sich die durchgeführte Reform der 1. Damen-Bundesliga im Jahr 2013 an. Diese hatte die Reduktion der Gesamtzahl der zulässigen Mannschaften von 12 auf 8 zur Folge, was sich insofern ausgewirkt haben könnte, als dass sich einige Mannschaften bewusst mit Legionärinnen verstärkt haben. Betrachtet man den zweiten, nach unten zeigendem Ausreißer der Saison 2016/17, dann gestaltet sich eine Interpretation schon schwieriger. Auffallend ist hierbei einzig und allein die Tatsache, dass in der gleichen Saison viele klanghafte Namen (Popova, Kovacs,…) in der 2. Damen-Bundesliga reüssiert haben. Trotz dieses Umstandes kann der markante und nur einjährig andauernde niedrige Anteil nicht zur Gänze erklärt werden.

Legionärinnen vorne, Österreicherinnen hinten

Über alle 10 Saisonen hinweg war eine Tatsache klar erkennbar: Die Legionärinnen belegten stets die vorderen Positionen in der Einzelrangliste, während sich der Großteil der einheimischen Asse mit den hinteren Plätzen begnügen musste. Dass dies Sinn und Zweck der Verpflichtung von Legionärinnen ist, muss wohl nicht weiter erläutert werden. Die so oft erhofften positiven Effekte liegen auf der Hand – es sollen die jungen Eigenbauspielerinnen die Möglichkeit erhalten sich an das hohe Niveau zu gewöhnen. Außerdem können die schwächeren (meist einheimischen) Spielerinnen später aus der gesammelten Erfahrung im Training und im Wettkampf zehren. Jedoch darf man nicht vergessen, dass der Schuss sprichwörtlich auch nach hinten losgehen kann. Schaut man sich die Niveauunterschiede von den meisten Legionärinnen zu vielen einheimischen (Nachwuchs)Spielerinnen an, dann muss man sich eingestehen, dass ein klares 0:3 nach dem anderen schon eher demoralisierend auf die meisten jungen und ambitionierten Damen wirkt. Ein zweischneidiges Schwert eben, welches das Schicksal junger Tischtennisdamen sehr stark beeinflussen kann. Im Endeffekt muss allerdings gesagt werden, dass der hohe Anteil an Legionärinnen durchaus eine Bereicherung darstellt. Auch weil die höchste Liga dann im internationalen Vergleich besser dasteht und weil das in Österreich gezeigte Damentischtennis attraktiver wird.