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Herren 1 

"Taktische Spielereien stehen mehr als früher im Mittelpunkt"

Interview mit Ex-Nationalspieler Christoph Simoner

Erstellt von Thomas Feilmayr
Das Haupterkennungsmerkmal von Christoph Simoner: Sein Service.

Im Rahmen der STIGA-Trophy am 9. September traf Chefredakteur Thomas Feilmayr die letztjährige Nr.1 der Bundesliga, den Steirer Christoph Simoner. Der als Mann mit Ecken und Kanten bekannte Ex-Nationalteamspieler schlägt heuer wieder für seinen Stammverein UTTC Ligist auf und äußerte einerseits zum Bundesliga-Opening und andererseits zu den vielen Fragen rund um die laufende Meisterschaft.

 

Christoph, du bist heuer quasi wieder zu deinen Wurzeln zurückgekehrt und gehst für den UTTC Ligist an den Start. Erste Frage - Wie hast du das heuer erstmals ausgetragene Bundesliga-Opening erlebt?

Insgesamt war es doch ganz ok, mal etwas anderes zu versuchen. Sportlich gesehen gab es viele Spiele auf hohem Niveau, das auf jeden Fall besser ist als in den vergangenen Jahren. Zum Organisatorischen: Meiner Meinung nach sollte der Spielablauf geändert werden; es ist für Top-Mannschaften einfach nicht zumutbar, drei Begegnungen an einem Tag zu spielen. Hoffentlich wird man diese Tatsache nächste Saison berücksichtigen.

Mit dir haben Zhang Jie und Thomas Müllner bei besagtem Opening um Punkte gekämpft. Euer vermeintlich stärkster Mann im Kader, Ex-Weltklassemann Qian Qianli saß „nur“ auf der Bank und gab den Coach. Dem Vernehmen nach wird das auch in der Meisterschaft der Fall sein, oder?

Richtig, Zhang und Müllner werden wahrscheinlich durchspielen, Qian Qianli ist als Trainer und Mannschaftsführer geplant. Wir wollen mit Thomas Müllner (Österreichs Nr. 1 der Jugend, Anm. der Red.) einem jungen Spieler eine Chance geben, sich gegen starke Gegner zu bewähren. Die absoluten  Top-Vereine sind daher wohl nicht in unserer Reichweite, Thomas braucht ganz einfach noch Zeit, bevor wir mannschaftlich gesehen in Richtung Meistertitel schauen können.

Eine Frage muss ich zu dem Thema aber dennoch stellen – Wäre Qian Qianli, dem ein durchaus ambivalentes Verhältnis zu seinem ehemaligen Wirkungsort Schwechat und zur WSA nachgesagt wird, eine Option für die Partie gegen SVS NÖ?

Darüber kann man nun wirklich noch nichts sagen  – wir konzentrieren uns auf unsere jeweils nächsten Matches. Tatsache ist jedenfalls, dass wir, wie schon vorher gesagt, nicht ganz vorne mitspielen werden – dafür hätte Qian schon beim Opening spielen müssen, also sehe ich jetzt auch keinen echten Grund, wieso er kurzfristig einspringen sollte.

Andere Frage, wobei SVS NÖ dabei auch ein wenig im Fokus bleibt: Nach langem Ringen wurde der Serien-Staatsmeister nun verpflichtet, in der Bundesliga mitzuspielen. Wie beurteilst du das? Überwiegt – für TT-Österreich - der sportliche Gewinn, oder ist das doch eher vermeidbare Mehrbelastung für die Top-Spieler Danny Habesohn und Stefan Fegerl?

Das muss man glaube ich etwas anders sehen – Ich schätze das eher so ein, dass dieser Beschluss darauf abzielen sollte, Schlager und Chen in die Bundesliga zu bekommen – wäre ohne Zweifel attraktiv für Zuschauer und Marketing, wobei ich mir gerade bei Schlager nur ganz schwer vorstellen kann, dass er wirklich auch einmal spielt. Für Fegerl und Habesohn – ok, dass sie mitspielen, ist zwar schon eine Mehrbelastung, aber in Österreich gibt’s zur Zeit eben nur die Bundesliga als regelmäßiges Tischtennis-Schaufenster. Und solche Pflichtspiele gehören eben auch zum Profi-Dasein dazu. Sportlich wertet es die Bundesliga in jedem Fall auf.

Du warst letztes Jahr Erster der Einzelrangliste – was ist dein persönliches Ziel für diese Saison?

Ich spiele heuer vorrangig für die Mannschaft und weniger für die Einzelrangliste, daher gibt es nur ein Mannschaftliches Ziel – nämlich Platz 5 (halten) und keinen Kontakt zu den Abstiegsplätzen haben.

Und vorne in der Tabelle? Wer macht sich die Plätze 1-4 aus?

Ganz klar - Die Top-3 des letzten Jahres – Wels, Mauthausen und Kapfenberg, werden durch SVS NÖ ergänzt. Andere Mannschaften wie Oberwart oder Waldegg haben nur Außenseiterchancen.

Neben dem Eingreifen der SVS NÖ – Topspieler sticht vor allem der Sensations-“transfer“ von UTTC Stockerau ins Auge, wo Adam Pattantyus (der nach Frankreich ging) durch die aktuelle Nr.14 der Junioren-Weltrangliste, den Japaner Yuto Muramatsu ersetzt wurde – der noch dazu genau wie Pattantyus offensiver Abwehrspieler ist und für spektakuläre Ballwechsel steht.

Ohne Zweifel ist Muramatsu einer der stärksten Spieler, die je in der Bundesliga gespielt haben. In letzter Zeit hat er öfters bewiesen, dass er das Potential für einen zukünftigen Top-20 – Spieler in der Weltrangliste hat. Wenn er durchspielen würde, wäre er sicher der unangenehmste Gegner - für Habesohn und Fegerl, er wird aber wohl nicht alle Spiele bestreiten. Stockerau wird ihn aber ohne Zweifel brauchen, um die Abstiegsplätze zu vermeiden; mit ihrer Stamm-Mannschaft würde das wohl ganz schwierig werden.

Abschließende Frage – Wie siehst du das neue Bundesliga-Spielsystem? Bist du grundsätzlich eher pro oder contra Remis?

Ich glaube, dass man dem erst einmal etwas Zeit geben muss, um das wirklich beurteilen zu können. Taktische Spielereien stehen jetzt aber mehr als früher im Mittelpunkt . Die Möglichkeit eines Remis hätte man aber weglassen können, ein System mit einem klaren Gewinner am Ende gibt doch mehr her.