Bundesliga: Hallo Frank. Vor zwei Wochen hat in Linz das zweite Bundesliga-Opening stattgefunden, bei dem auch der österreichische Tischtenniscup ausgespielt wurde. Wie beurteilst Du die Akzeptanz der Veranstaltung, sowohl von Seiten der Spieler, als auch der Vereine?
Mair: Hallo Mario. Ich denke das Bundesliga-Opening wird mittlerweile von den meisten Spielern sehr gut angenommen. Es ist sicher eines der hochklassigsten nationalen Turniere, die in Mitteleuropa ausgespielt werden, da die Anzahl von Nationalspielern sehr groß ist. Nach der, doch recht langen, Sommerpause sehen die Bundesligaakteure sofort, wo sie im Vergleich mit den anderen Mannschaften stehen, speziell Spieler der 2. Bundesliga können sich mit den Besten messen. Ich denke es ist gleich einmal ein Ausrufezeichen zu Saisonbeginn: Wir sind wieder da, die Saison beginnt! Neben dem sportlichen Aspekt ist es natürlich auch aus organisatorischer Sicht praktisch, sich mit allen anwesenden Funktionären austauschen zu können und auch der soziale Aspekt sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Was von Spielern immer wieder offen kritisiert wird, speziell von Mannschaften der zweiten Bundesliga, ist die Tatsache, dass die im Rahmen des Cups vergebenen Bonuspunkte einen bereits vorentscheidenden Einfluss auf die beginnende Meisterschaft haben. So kommt es leider immer wieder vor, dass eine Mannschaft ausgerechnet beim Opening verletzungsbedingt, oder auch aus anderen Gründen, nicht ihr maximales Niveau an diesem einen Wochenende bringen kann.
Ich kenne diese Kritik und habe natürlich Verständnis für Mannschaften und Spieler, die das Bonuspunktesystem kritisch sehen. Andererseits ist es so, dass eine Mannschaft auf eine andere maximal sechs Punkte verlieren kann. Das entspricht den Punkten, die man an einem Wochenende mit Doppelrunde gewinnen bzw. verlieren kann. Das letzte Jahr hat außerdem gezeigt, dass am Ende, gerade in der 2. Bundesliga, die besten Mannschaften vorne waren. Ich sehe die Bonuspunkte außerdem auch als wichtigen Anreiz für die Vereine ihre Top-Spieler einzusetzen, schließlich wollen wir alle Stars am Start haben, auch um das Turnier besser vermarkten zu können.
Erstmals wurde eine neue Form der Entscheidungsfindung bei einem 3-3 nach den „regulären“ Partien getestet. Was sagst du zu diesem, von vielen als „Elfmeterschießen“ bezeichneten, System?
Jeder, der in Linz anwesend war, wird mir recht geben, dass es spannender kaum sein könnte. Es ist ein System, das von allen Spitzenfunktionären mit beschlossen wurde und sich an die Entscheidungsfindung in China anlehnt, wo bereits seit längerem bei Unentschieden ein einzelner Entscheidungssatz gespielt wird. Sind im Racketlon zwei Spieler nach allen vier Sportarten punktegleich, wird ein einziger Entscheidungspunkt (!!) im Tennis ausgespielt. Wir haben uns für eine Art Mittelweg entschieden und lassen einen Satz bis fünf Punkte spielen. Einerseits ist es eine sportlich nachvollziehbare Entscheidung und für die Fans sicher bedeutend spannender, als das Auszählen von Sätzen oder gar Punkten, wie es im vorigen Jahr in Wiener Neudorf mehrmals der Fall war. Da jeder Sport von Spannung und Überraschungen lebt, denke ich, dass wir hier ein überaus attraktives System gefunden haben.
Ein Kritikpunkt war, am Ende der letztjährigen Saison, der Termin des Finalturniers, welches nach Ansicht vieler Spieler viel zu spät stattgefunden hat. Was denkst du über diese Kritik, beziehungsweise wie ist das dieses Jahr geplant?
Auch diese Kritik ist nicht spurlos an mir, beziehungsweise der Bundesliga, vorbeigegangen. Zu dieser Problematik haben einige Faktoren beigetragen. Einerseits fand die Weltmeisterschaft zwischen Saisonende und Finalturnier statt, was das Fernbleiben zahlreicher Stars bedeutet hätte. Des Weiteren hat uns der ORF eine Liveübertragung des Turniers zugesichert. Leider ist diese dann sehr kurzfristig storniert worden. Wir haben uns die Kritik in jedem Fall zu Herzen genommen und werden das Finalturnier in dieser Saison bereits Anfang Mai ausspielen.
Die erste Damen-Bundesliga besteht nun lediglich aus acht Mannschaften und auch innerhalb dieser acht Teams ist das Leistungsgefälle enorm. Macht Dir das Sorgen? Sollten die Top-Teams die Bundesliga bereichern oder verschrecken diese extrem starken Spielerinnen Nachwuchsmannschaften, wie den letztjährigen Meister der zweiten Bundesliga Übelbach?
Das ist tatsächlich eine gute Frage. Im Moment läuft eine Initiative Damentischtennis. Wir planen eine Umstrukturierung der Damen-Meisterschaft, wahrscheinlich in Form von drei unterschiedlichen Ligen. Die 1. Bundesliga soll ab der Saison 2014/15 wieder aus 10 Mannschaften bestehen, die nach dem Herbstdurchgang in zwei Fünfergruppen geteilt werden. Die ersten fünf Teams werden wieder untereinander antreten, die hinteren fünf Mannschaften werden sich mit den Spitzenteams der 2. Bundesliga matchen. Auch das Spielsystem in den einzelnen Begegnungen werden wir modifizieren. Zu diesem Anlass wird es in den nächsten 14 Tagen auch ein Treffen in Ostösterreich geben (im Westen und Süden gab es solche Meetings bereits), den genauen Termin werden wir noch bekanntgeben. In diesem Fall ist es natürlich wichtig, dass möglichst viele Vereinsvertreter erscheinen, um dem Damentischtennis neue Impulse verleihen zu können.
Die Tischtennisbundesliga geht auch im Bereich Marketing neue Wege. Was erhoffst du Dir konkret von diesen, nicht immer preisgünstigen Aktivitäten? Wird es in absehbarer Zeit einen großen Namenssponsor für die Bundesliga geben?
Nein, nicht in absehbarer Zeit. Es gibt ihn bereits! Wir sind mit der Firma easyTherm bereits zu einer Einigung gekommen. Im Moment wird noch an den letzten Vertragsdetails gefeilt. Die Tischtennisbundesliga wird somit in den nächsten beiden Jahren easyTherm-Tischtennisbundesliga heißen. Unser Partner easyTherm ist ein innovatives Unternehmen, das als Kompetenzführer bei Infrarotheizungen bekannt ist. Geschäftsführer Reinhard Burger ist zudem ein enthusiastischer Tischtennisfan.
Von kleineren Vereinen hört man oft das Argument, dass es sich finanziell nicht lohnt in die Bundesliga aufzusteigen, speziell in Wien zeigen die stärksten Mannschaften in der Landesliga wenig, bis gar keine Ambitionen, in die zweite Bundesliga aufzusteigen, da es als enormes finanzielles Risiko wahrgenommen wird. „Die großen Vereine teilen sich das Geld ohnehin nur untereinander auf“, ist ein Satz den man durchaus oft hört. Was könnte und sollte, neben dem sportlichen Wert, eine Motivation sein, der Bundesliga anzugehören?
Als erste Motivation sollte natürlich der sportliche Wert genannt werden. Was das Finanzielle betrifft muss man sagen, dass wir auf einem guten Weg sind. Natürlich ist jeder Verein für seinen Spielerkader selbst verantwortlich, Schiedsrichter und Lizenzgebühren werden aber bereits zu einem großen Teil über die Bundesliga gedeckt. Jeder Verein bekommt, wenn er an der Bundesliga teilnimmt, einen Teil der Bundesligaeinnahmen. Das ist auch für jeden transparent auf der Serviceseite der easyTherm Tischtennisbundesliga in den aktuellen BL-Bestimmungen einzusehen.
In Deiner Zeit als Bundesliga-Chef hast Du zweifelsfrei bereits für einige große Umwälzungen im Ablauf der Bundesliga gesorgt. Was sind die nächsten Projekte bzw. Feinjustierungen, die wir erwarten dürfen?
Am wichtigsten ist die Initiative Damentischtennis. Aber auch sonst sind wir natürlich nicht untätig. Im Augenblick initiieren der Präsidentenrat und die Bundesliga einen Fragebogen. Über diesen bitten wir die Bundesligavereine uns Feedback über unsere Arbeit zukommen zu lassen und uns Verbesserungswünsche und Vorschläge zu präsentieren. Wir legen hohen Wert auf Transparenz und versuchen die Qualität der Information sowohl für Presse, als auch für die Vereine stetig zu erhöhen.
DAS Highlight der Saison 2013/14 ist zweifellos die Europameisterschaft im Multiversum in Schwechat. Zahlreiche Bundesligaspieler werden dort aktiv sein, das Zuschauer- und Medieninteresse sollte alles bisher in Österreich dagewesene in den Schatten stellen. Was erhoffst du dir konkret für die Bundesliga? Werden wir von diesem Event profitieren können oder wird es lediglich eine kurzzeitige Seifenblase sein?
Ehrlich gesagt wiederstrebt es mir von einem Großereignis abhängig zu sein. Natürlich ist es großartig, eine derartige Veranstaltung im eigenen Land zu haben. Das ist für die österreichischen Spieler super, für die Fans super und sicher auch kein Schaden für die Bundesliga, da doch viele Bundesligaspieler an der EM teilnehmen werden. Für die sportliche Entwicklung junger Spieler, die erstmals EM-Luft schnuppern können, ist es sicher auch höchst positiv. Trotzdem ist für mich im Bundesligabereich der Weg das Ziel. Wir müssen Schritt für Schritt Akzente setzen und unsere Strukturen verbessern, damit wir unsere Ziele erreichen. Sportlich hoffe ich auf eine erfolgreiche EM aus österreichischer Sicht und tippe, vorsichtig optimistisch, auf zwei bis drei Medaillen.
Abschließend danke ich Dir für das Gespräch und wünsche uns allen eine sportliche und spannende Bundesligasaison 2013/14, die ihren Höhepunkt beim Finalturnier finden wird!