Wer hätte das geglaubt! Gleich am ersten Tag der neuen Saison musste sich Titelaspirant SPG Walter Wels 1 geschlagen geben, und das noch dazu in einer Deutlichkeit, mit der wirklich niemand in Tischtennis-Österreich rechnen konnte; vor allem, wenn man die Aufstellung der Gastgeber Turnerschaft Sparkasse Innsbruck betrachtet. 6:1 hieß es nach nur knapp über zwei Stunden Spielzeit für die Heimmannschaft, die Freunde war dementsprechend groß.
Dabei war dieser Sieg laut Innsbrucker Vereinsmanager Michael Enders eigentlich vollkommen unerwartet, aber „deshalb umso schöner“.
Der Tiroler Traditionsverein sah das Duell mit Favorit Wels eher als Standortbestimmung ohne großen Druck an und gab Top-Nachwuchstalent Stefan Leitgeb die Möglichkeit, erstmals Erfahrungen in der höchsten Spielklasse Österreichs zu sammeln. Daneben kamen wie gewohnt Christoph Maier und B-Nationalteamspieler Martin Storf zum Einsatz, Krisztian Gardos konzentrierte seine Kräfte diesmal nur auf das Doppel. Auf Seiten der Welser um Punkte kämpften Lehel Demeter, die letztjährige Nummer 1 der Einzelrangliste, Neuzugang Szolt Petö und Dominique Plattner, seines Zeichens amtierender Bronzemedaillengewinner der Staatsmeisterschaft und ebenfalls B-Nationalteammitglied.
Zu Beginn gewannen Storf und Gardos das Doppel gegen Demeter und Petö nach hartem Kampf mit 3:2, ein Auftakt nach Maß für Innsbruck also. Doch es sollte noch besser kommen.
Stefan Leitgeb schenkte seinem Verein als Einstandsgeschenk für seinen ersten Einsatz in der österreichischen Top-Spielklasse zwei außergewöhnliche Siege. Zunächst bliebt er nach langem Hin und Her über den höher eingeschätzen Dominique Plattner im Entscheidungssatz siegreich. Doch damit nicht genug, musste an diesem Tag auch Demeter völlig überraschend dem jungen Innsbrucker zum Sieg gratulieren, obwohl der ungarische Topspieler zwischenzeitlich mit 2:1 - Sätzen in Führung lag.
„Nachdem ich den ersten Satz gewonnen hatte, habe ich mit dem Nachdenken angefangen und Respekt gezeigt. Irgendwann im vierten Satz ist mir aber bewusst geworden, dass Demeter hauptsächlich nur durch meine Fehler punktet und von ihm aktiv nicht so viel kommt. Das hat mir dann die Angst genommen, und ich konnte das Match wirklich noch drehen", so ein überglücklicher Stefan Leitgeb nach der Partie.
Doch nicht nur er zeigte eine außergewöhliche Leistung, auch Martin Storf hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg. Er zeigte sich in seinen beiden Einzeln gegen Demeter und Petö von Beginn an druckvoll und spielbestimmend und feierte zwei eindrucksvolle, hochverdiente 3:0 - Siege, und das gegen jeweils weitaus höher eingestufte Gegner.
Für den Schlusspunkt sorgte Christoph Maier, mit seinen 30 Jahren schon Routinier des Teams, durch ein knappes 3:2 gegen Petö.
Für das erfolgsverwöhnte Welser Team lief an diesem Tag somit einfach nichts zusammen. Weder Lehel Demeter noch Szolt Petö konnten ihre Normalform finden. Sämtliche knappen Partien wurden relativ unglücklich, teils auch mit Führungen im Entscheidungssatz, verloren. Einzig Dominique Platter konnte mit einem Einzelsieg (3:0 gegen Maier) die Höchststrafe verhindern.
Der Welser Teammanager Johann Bräuml konnte sich diese hohe Niederlage rational nicht erklären. Für die Rückrunde versprach er den Innsbruckern aber eine Revanche, und trotz der Niederlage blickt Wels mit voller Zuversicht auf die nächsten Schlagerpartien gegen die unmittelbaren Konkurrenten (wie etwa Mauthausen) um den Einzug in das Bundesliga-Play-Off.
„Die Punkte in diesen Schlüsselspielen werden doppelt zählen… vielleicht sind wir ja gerade rechtzeitig zur Meisterschaft mit dieser Niederlage wachgerüttelt worden“, so Bräuml.
Innsbrucks Teammanager Enders plant indes vor allem die Basisarbeit in seinem Verein zu forcieren: “Unser vorwiegendes Ziel ist es, die Grundstrukturen (Zuschaueranzahl, Werbung, Nachwuchsarbeit und Pressearbeit) zu verbessern… sportlich wäre es natürlich eine kleine Sensation, mit dieser jungen Mannschaft, die zweifelsohne einen Schritt nach vorwärts gemacht hat, ins Bundesliga-Playoff vorstoßen zu können“.
Die Saison hat also begonnen, und die erste Conclusio ist zweifelsohne, dass die Herren-Bundesliga vorne enger zusammen gerückt ist, als es noch vergangene Saison der Fall war. Um mit den Worten von Wels-Teammanager Johann Bräuml zu schließen: „Alles ist möglich – das ist das Schöne am Sport – solche Überraschungen sind das Salz in der Suppe!“