Konkurrenz erwünscht
Bevor man in der Saison 2015/16 die alleinige Regentschaft bei den burgenländischen Damen übernommen hat, waren die Vereine Halbturn, Oberwart und Neusiedl am See jahrelang feste Größen in den heimischen Damen-Bundesligen. Nun ist man sozusagen „allein auf weiter Flur.“ Stolz auf diesen Umstand möchte man nicht sein, denn laut Raimund Mihalkovits, Obmann des TTC Oberpullendorf, wären mehr Vertreter aus den benachbarten Vereinen des eigenen Bundeslandes ein Vorteil: „Dass wir im Burgenland der einzige Verein sind, der ein Team in der Damen-Bundesliga stellt, ist für den TTC Oberpullendorf zwar eine Bestätigung unserer guten Arbeit, aber generell wäre es für uns und vor allem für den Burgenländischen Tischtennissport besser, wenn auch andere Vereine verstärkt auf den Damensport setzen würden. Denn durch Konkurrenz im eigenen Landesverband würde auch die Motivation steigen und man könnte sich gegenseitig zu noch besseren Leistungen anstacheln.“ Mehr unmittelbare Konkurrenz wäre also jedenfalls erwünscht. Jedoch zeigt man sich gleichzeitig erfreut darüber, dass die Spielerinnen von Oberpullendorf gerne für ihren Verein antreten und dementsprechend gute Leistungen bringen.
Letzte Saison mit Höhen und Tiefen
In der abgelaufenen, vorzeitig abgebrochenen Saison konnte sich das Damenteam von Oberpullendorf rund um Führungsspielerin Kristina Österreicher im unteren Mittelfeld des unteren Play-Off der 1. Damen-Bundesliga auf Platz 9 klassieren. Nach der Halbzeit in der Winterpause lag man bereits auf Platz 7, welcher sich vermutlich auch nach einer ganz durchgeführten Frühjahrsrunde ausgegangen wäre. Generell startete man mit einer Hiobsbotschaft recht unglücklich in die vergangene Saison „…wenn man bedenkt, dass mit Lena Palatin eine Stammspielerin die ganze Saison ausgefallen ist.“ sagt Mihalkovits. Weiters meint er: „Diesen verletzungsbedingten Ausfall, der sicherlich den Tiefpunkt der letzten Saison darstellt, konnten wir mit Linda Schedl - einer weiteren Eigenbauspielerin, die für die vergangene Saison aus einer Karrierepause zurückkam – leider nicht ganz wettmachen. Dennoch zeigte auch sie teilweise sehr gute Leistungen.“ Tatsächlich erwies sich das untere Play-Off der 1. Damen-Bundesliga nach über 3 Jahren persönlicher Wettkampfpause als etwas zu stark für Schedl – konnte sie doch nur insgesamt drei Matches für sich entscheiden. So war Neuzugang Sophie Schuster mit einem Gesamtverhältnis von 19:14 hinter Österreicher klare Nummer zwei im Team und oft Schlüsselspielerin in der Entscheidung über Sieg oder Niederlage.
Erfolgreich nicht ohne Grund
Die Person hinter der erfolgreichen Nachwuchsarbeit vom TTC Oberpullendorf ist Cheftrainer Dr. Balázs Molnár, dessen „Philosophie es ist, junge Talente so zu formen, dass sie auf nationaler Ebene Erfolge feiern können und Bundesliga-Niveau erreichen. Dazu bieten wir aktuell unter der Leitung von 1-2 Trainern drei Vereinstrainings pro Woche an.“ Die Erfolge von Palatin & Co. sind also kein Zufall, sondern das Ergebnis von einem funktionierenden, eigenen System und der engagierten Umsetzung des Vorstandes rund um Raimund Mihalkovits. Die geringeren infrastrukturellen Möglichkeiten im Vergleich zu den größeren Landesverbänden dürfen insofern keine Ausrede für beispielsweise Vereine aus Salzburg oder Vorarlberg sein, welche jeweils gar keine Damenmannschaft in den Damen-Bundesligen stellen.
Neue Saison, neue Ziele
Mit der erhofften Rückkehr von Lena Palatin, ihres Zeichens mehrfache Medaillengewinnerin bei öst. Nachwuchsmeisterschaften, Gewinnerin der ÖTTV Nachwuchs-Superliga und Teilnehmerin bei der Jugend-EM 2014, visiert man in der Saison 2020/21 einen Platz im ersten Drittel des elf Mannschaften zählenden unteren Play-Off der 1. Damen-Bundesliga an. Wenn das Comeback von Palatin gelingt, ist das als folgerichtige und realistische Einschätzung zu bewerten. Trotzdem möchte man vielleicht schon kommende Spielzeit auch die jüngeren Mädchen aus den eigenen Reihen langsam aber sicher an die Spitze heranführen: „Eventuell wird auch die eine oder andere U13-Spielerin die Chance erhalten, Bundesliga-Luft zu schnuppern. In einigen Jahren wollen wir dann mit diesen jungen Spielerinnen aus unserer Nachwuchsabteilung voll angreifen.“ Man zeigt sich also kämpferisch in Oberpullendorf und darf davon ausgehen, dass dem Burgenland noch länger ein Vorzeigeverein auf nationaler Ebene bei den Damen erhalten bleibt – und das ist gut so.
Wir wünschen den Damen des TTC Oberpullendorf viel Erfolg für die bevorstehende Saison und danken Raimund Mihalkovits für die ausführlichen Antworten.